Psychoanalyse ist eine Sicht auf den Menschen.
Psychoanalytische Theorien gehen davon aus, dass frühe Beziehungserfahrungen, markante und beiläufige, die Psyche eines Menschen strukturieren und gestalten. Sie bilden die Grundlage späteren
seelischen Erlebens, die weitgehend unbewusst bleibt.
Im Unbewussten nimmt seinen Ursprung, wie wir Beziehungen zu anderen Menschen, unsere Lebens- und Arbeitswelt wahrnehmen und erleben, auswählen und gestalten. Oft genug bestimmen unbewusste
Strebungen den Blick auf die Realität.
Konflikte gibt es immer. Jeder Mensch hat bessere und schlechtere Tage. Dass alle Wünsche in Erfüllung gehen, das gibt es nicht. Wenn aber das Leiden unverständlich wird, und die Symptome quälend
werden, dann kann es nötig sein, sich den unbewussten Konflikten und Mangelerfahrungen anzunähern.
Es mischt sich immer Vieles ganz individuell: ein Schmerz abgeschnitten zu sein; Angst fallen gelassen zu werden; Angst missbraucht oder verschlungen zu werden; Wut und Hass, die alles kurz und
klein schlagen könnten; strenge, strafende Stimmen und Schuldgefühle; schmerzend unstillbare Sehnsucht; überfordernde Idealbilder; Hilflosigkeit; Leerstellen; Spuren erlittener Gewalt. Immer sind
es Geschichten.
Psychische Symptome stellen einen Kompromiss dar, den der Mensch unbewusst gebildet hat. Einerseits machen sie darauf aufmerksam, dass etwas nicht stimmt, wahrgenommen und zur Sprache kommen
will. Andererseits verdecken sie genau dies, weil die Angst, dem alleine nicht standhalten zu können, größer ist.
Träume und Fehlleistungen sind spontane Äußerungen des Unbewussten.
Psychoanalyse ist eine Therapie.
Das Unbewusste zeigt sich auch in der Art und Weise, wie ein Mensch den Kontakt zur Analytikerin sucht. Die Analytikerin versucht sich frei zu halten von dem, was sie selber und persönlich
bewegt, damit sie zuhören und das Unbewusste des Patienten sich darstellen kann. Entsteht in dem sicheren Rahmen des analytischen Gesprächs ein Erleben von Rückhalt, so kann sich das Unbewusste
im Gegenüber zur Analytikerin entfalten und ins Sprechen kommen. Deutungen bringen Bewegung ins Spiel. Das geht langsam, sehr langsam oder schneller. Ruhig oder temperamentvoll. Mit viel Gefühl
oder karg. Je nachdem.
Psychoanalyse ist das Angebot, inne zu halten; aufzuhören sich immer nur selber helfen und alles in den Griff bekommen zu müssen; inne zu halten im Handeln und Machen, um einen Raum entstehen zu
lassen, in dem Nachsinnen, ein Fließen der Gedanken und Worte möglich werden können. So werden Geschichten erzählbar, seelische Integration und Selbstbestimmung nehmen zu.